Silent Quitting

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Ein Drittel aller Personen in Großbritannien sind “Silent Quitters”, so eine neue Studie von BetterUp, die die Daten von fast 3.000 erwerbstätigen britischen Menschen analysiert hat.

 

Silent Quitting, oder auf Deutsch “stille Kündigung”, ist ein neues Phänomen, das die Arbeitswelt durchzieht. Es ist der “großen Resignation” nicht unähnlich. Letzteres war der Trend, der die Bewegung beschreibt, die nach der Covid-19 Pandemie eine große Anzahl von Menschen ihre Jobs kündigen sah.

Die Pandemie ermöglichte es den Menschen, über ihre berufliche Laufbahn und ihre Hoffnungen und Ziele nachzudenken. Hierbei wurde vielen klar, dass sie mehr von einem Job erwarten, beispielsweise mehr Flexibilität, bessere finanzielle Entlohnung, professionelle und persönliche Weiterentwicklungsmöglichkeiten oder bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

 

Was ist also der Unterschied zwischen der “großen Kündigung” und der “stillen Kündigung”?

Der Hauptunterschied besteht darin, dass die Menschen bei diesem neuen Phänomen nicht wirklich kündigen. Die Beschreibung “Silent quitting” wird verwendet, um diejenigen zu beschreiben, die zwar ihren Job machen, aber nur das absolute Minimum: keine Überstunden, keine gekürzten Mittagspausen und keine Aufgaben, die nicht zu ihrem Bereich gehören. Sie erfüllen einfach “nur” die Aufgaben, die in ihrem Arbeitsvertrag gesetzlich vorgeschrieben sind und im Rahmen des Arbeitsrechts liegen.

 

Da das oben genannte “Minimum” nichts mit einer wirklichen Kündigung zu tun hat, bevorzugen viele Arbeitnehmer*innen eine andere Beschreibung dieser veränderten Haltung: Den auf TikTok populär gewordenen “Act your wage” (“Verhalte dich so, dass Deine Arbeit Deinen Lohn reflektiert”) Trend.

Auf der sozialen Plattform sind viele Videos zu diesem Thema aufgetaucht, beispielsweise Aufforderungen außerhalb der Arbeitszeiten, keine Anrufe, die mit dem Job zu tun haben, anzunehmen.

 

Für die einen ist es ein logischer Ansatz: “Ich werde in einem Unternehmen eingestellt, ich mache meine Arbeit, ich werde bezahlt und das war’s”, aber für andere ist dieser Ansatz schwer zu begreifen. Seit vielen Jahren gibt es einen gegenläufigen Trend, die sogenannte “Hustle Culture”. Hiermit werden Menschen bezeichnet, die am Arbeitsplatz überdurchschnittliche Leistungen erbringen und Überstunden und das Vermischen von Arbeit und Privatem zelebrieren. 

 

In den sozialen Medien, vor allem auf LinkedIn, muss man nicht lange suchen, um ein Motivationsvideo oder einen Beitrag zum Thema “Hustle Culture” zu finden: Einzelpersonen erzählen, wie sie dorthin gekommen sind, wo sie heute stehen. Dabei geht es oft darum, wenig bis keine Pausen, sowie Überstunden zu machen und rund um die Uhr 110 % zu geben, auch außerhalb der Arbeitszeiten.

 

Der Begriff “stille Kündigung” klingt extrem, dient jedoch als Gegensatz und Antwort auf die “Hustle Culture” und setzt einen Fokus auf eine ausgewogene Work-Life-Balance. 

 

Die französische Journalistin Jule Thomas schreibt in der französischen Zeitung Le Monde:

„Der Spagat um diesen Begriff suggeriert einen Zusammenbruch jeglichen beruflichen Engagements.“

 

Die Bewegung ist interessant, weil sie eine Realität zeigt, die für viele in Vergessenheit geraten ist. Natürlich kann man die Arbeit lieben, durch sie lernen und an ihr wachsen, aber eins der wichtigsten Entscheidungspunkte, bevor ein Job angenommen wird, ist das Gehalt. Wenn Arbeitnehmer*innen das Gefühl haben, dass sie ihrem Wert entsprechend bezahlt werden, steigt ihre Produktivität, und somit die des gesamten Unternehmens.

 

Arbeitgeber*innen müssen ihre Wertversprechen für Arbeitnehmer*innen (Mitarbeitervorteile, Gehaltserhöhungen, Karrierechancen, etc.) überdenken, um sicherzustellen, dass Mitarbeiter*innen sich motiviert fühlen, nicht nur ihre Arbeit bestmöglich zu erledigen, sondern auch produktiv zu arbeiten, neue Ideen einzubringen und Kolleg*innen zu unterstützen. 

 

Die Debatte über die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben wird schon seit vielen Jahren geführt und die neuen Trends in den sozialen Medien rücken das Thema weiter in den Vordergrund. Menschen denken mehr und mehr darüber nach, ob sie in ihrem Job und ihrem Leben glücklich sind. Laut einer Umfrage des Instituts “Galop” aus dem Jahr 2022 geben in Großbritannien nur 9 % der Arbeitnehmer*innen an, dass sie sich bei ihrer Arbeit engagiert oder erfüllt fühlen.

 

Das gilt nicht nur für das Vereinigte Königreich: Dieser Trend ist weltweit zu beobachten. Im Jahr 2021 flammte in den chinesischen sozialen Netzwerken der Trend #Tangping (übersetzt: “Hinlegen”) auf, bevor er von der chinesischen Regierung zensiert wurde. Es war der Wunsch und die Forderung der Bevölkerung, insbesondere junger Menschen, nach “Entspannung”, gegensätzlich zu den ständigen Aufrufen der Regierung, mehr  und härter zu arbeiten.

 

Es ist eine spannende Debatte, und selbst hier bei Staffgroup gibt es unterschiedliche Ansichten…

Wir wollen von euch wissen, was ihr denkt und welcher Trend für euch persönlich relevant ist!